Kunstprojekt Bonn: Auf dem Weg zum urbanen Museum
Kunst im öffentlichen Raum ist unmittelbar, herausfordernd, streitbar. Mitten in den gesellschaftlichen Raum stellt der Künstler seine Behauptung, für alle sichtbar. Eine individuelle Setzung, die – wie jede öffentliche Behauptung – automatisch Zustimmung und Ablehnung provoziert. Der Betrachter kann sich dieser Kunst nicht entziehen. Und unabhängig davon, wie er zu ihr steht: Er wird sich eine Meinung bilden.
Kunst im öffentlichen Raum ist keine Stadtverschönerung, sondern ein Statement auf die Frage, wie wir mit diesem Raum umgehen und in welcher Stadt wir leben wollen. Eine solche Diskussion wünschen wir uns, denn sie bringt die Gesellschaft voran. (Walter Smerling, Künstlerischer Leiter)
Sechstes Kunstprojekt Bonn:
Jaume Plensa, Laurelle, 2024
Bahnhof Bonn Bad Godesberg, Ria-Maternus-Platz 1, 53173 Bonn
+++ 6. KUNSTPROJEKT BONN +++ ENTHÜLLUNG
Am 26. Mai 2024 wurde die Skulptur „Laurelle“ von Jaume Plensa der Öffentlichkeit übergeben.
Standort: Bad Godesberger Bahnhofsvorplatz, Ria-Maternus-Platz 1, 53173 Bonn | Höhe: 7 m | Material: Gusseisen
Anfang 2022 folgte der international renommierte, spanische Künstler Jaume Plensa der Einladung der Stiftung für Kunst und Kultur e.V. und begab sich in Bonn auf die Suche nach einem Standort für die Aufstellung einer Skulptur. Von der Geschichte Bad Godesbergs inspiriert, fiel seine Wahl schließlich auf den Ria-Maternus-Platz, den Bahnhofsvorplatz Bad Godesbergs. Entstanden ist eine sieben Meter hohe, weibliche Figur aus Gusseisen, die unmittelbar aus dem Boden zu wachsen scheint. Ihre Augen verschließt „Laurelle“ hierbei nicht vor Ihrer Umgebung, sondern lädt durch eine übernatürlich scheinende Ruhe vielmehr jeden Reisenden und Bewohner auf einen Dialog ein.
Kunst im öffentlichen Raum bedeutet Auseinandersetzung und Diskussion und wir sind uns im Klaren darüber, dass die öffentliche Inszenierung von Kunst mit derart hochkarätigen Künstlern nicht ohne Reibungsverlust ablaufen kann. Gerade diese Art der Auseinandersetzung ist eine wünschenswerte Konsequenz, die das Projekt mit sich bringt. Denn Kunst verliert nie ihren Anspruch, aufregend zu sein“, fasst Walter Smerling die Anstöße, die insbesondere von Kunstprojekten im öffentlichen Raum ausgehen, zusammen. „Kunst kann zwar keine Klimakrise aufhalten. Sie kann keinen Krieg beenden oder gar Frieden stiften. Aber eins kann die Kunst: Uns ein Selbstbild zeigen. Wann, wenn nicht jetzt, sollen wir ihr dazu Raum – öffentlichen Raum – geben?“, führt er weiter aus.
Festredner anlässlich der Enthüllung sind: Ursula Sautter, Zweite Bürgermeisterin der Stadt Bonn, Joachim Stamp, Migrationsbeauftragter der Bundesregierung, Jaime Martínez Llabrés, Bürgermeister von Palma de Mallorca, Christoph Jansen, Ehemaliger Bezirgsbürgermeister Bad Godesberg und Walter Smerling, Vorsitzender der Stiftung für Kunst und Kultur e.V.
VIEL DISKUTIERT
27.05.2024 – Am Bahnhof Bad Godesberg
27.05.2024 – Die Menschen mögen Laurelle
27.05.2024 – Laurelle ist angekommen
23.01.2024 – Grünes Licht für Laurelle
17.10.2024 – Simulation mit Hubwagen und Transparenten
16.10.2024 – Kunst in Bad Godesberg Vorhang auf für die umstrittene Jaume-Plensa-Skulptur
31.08.2023 – Bonn sagt auch mal Nein zu Walter Smerling
19.08.2023 – Frust in Bonns Kommission für Kunst
01.08.2023 – Hortensie als guter Kompromiss
28.07.2023 – Hortensie statt Laurelle
27.07.2023 – Wollen wir wirklich Kunst im öffentlichen Raum?
24.07.2023 – CDU kritisiert Umgang mit Laurelle
18.07.2023 – Laurelle darf nicht vor dem Bahnhof stehen
13.07.2023 – Laurelle, Begrünung und eine riesen Spinne
01.07.2023 – Mehr städtische Kontrolle über Kunst
08.07.2023 – Phänomen Smerling
17.06.2023 – Kunstwerke werden zu Streitobjekten
17.06.2023 – Runde oder eckige Schirme
15.06.2023 – Stadtdechant kritisiert Stadt
14.06.2023 – Wird Laurelle zu heiß?
10.06.2023 – Ein deutliches Zeichen setzen (Leserbriefe)
29.06.2023 – Verein befürchtet Laurelle-Tod
27.06.2023 – Bonn redet kostenlose Kunst kaputt
16.05.2023 – Kanaleinbruch
16.05.2023 – Uneinigkeit bei Standort für Statue
10.03.2023 – Das Für und Wider um das Kunstwerk
04.03.2023 – Das Werk ist unstrittig, der Standort nicht
24.02.2023 – Bad Godesberg bekommt einen Kopf
Bonn-Bad Godesberg, Enthüllung der Skulptur von Jaume Plensa auf dem Bahnhofsvorplatz im Bonner Stadtteil Bad Godesberg, Foto: Daniel Biskup
Jaume Plensa und Walter Smerling bei der feierlichen Übergabe von „Laurelle“, Foto: Daniel Biskup
Bonn-Bad Godesberg, Enthüllung der Skulptur von Jaume Plensa auf dem Bahnhofsvorplatz im Bonner Stadtteil Bad Godesberg
Abb.: Enthüllung von Jaume Plensas „Laurelle“, Ria-Maternus-Platz Bonn Bad Godesberg, 2024, Stiftung für Kunst und Kultur e.V., Foto: Daniel Biskup
Fünftes Kunstprojekt Bonn:
Erwin Wurm, Walking Bag, 2022
Ecke Am Hof / Am Neutor
+++ 5. KUNSTPROJEKT BONN +++ ENTHÜLLT
Am 4. September 2022 wurde die Skulptur „Walking Bag“ von Erwin Wurm der Öffentlichkeit übergeben.
Standort: ECKE AM HOF/AM NEUTOR, 53113 Bonn
Festredner anlässlich der Enthüllung waren: Birgit Schneider-Bönninger, Dezernentin für Sport und Kultur der Stadt Bonn, Alexander Graf Lambsdorff MdB, Stellvertretender Vorsit-zender der FDP-Bundestagsfraktion und Walter Smerling, Vorsitzender der Stiftung für Kunst und Kultur e.V. Bonn.
VIEL DISKUTIERT:
01.09.2022 – WDR Lokalzeit Bonn
im General-Anzeiger:
23.08.2022 – „Edeltasche auf zwei Beinen“ (zur Enthüllung am 4.9.2022)
29.04.2020 – Stellungnahme von Walter Smerling zum offenen Brief des KHI
22.04.2020 – Offener Brief Kunsthistorisches Institut der Universität Bonn
Mit dem international renommierten österreichischen Künstler Erwin Wurm zieht Ironie Wiener Prägung in die Bonner Innenstadt. Erwin Wurm erklärt den Menschen zum Accessoire seiner selbst und lässt die Luxus-Handtasche zum Stellvertreter-Model werden. Konsumkritik ist eines der Themen, zu denen Wurm immer wieder zurückkehrt. Die Suche nach dem Wesen der Gesellschaft steht im Fokus seiner Werke, mit denen er zugleich die Grenzen und Möglichkeiten zeitgenössischer Skulptur auslotet. Mit teils kritischem Blick auf eine paradoxe Welt richtet Erwin Wurm diesen besonders gerne auf menschliche Schwächen und Obsessionen:
Ich zeige eine Person, die auf ihre Accessoires reduziert ist: Tasche und Schuhe. Das mag paradox wirken, doch unsere Realität ist viel verrückter als jede absurde Perspektive es für möglich hält. Nicht die Fantasie ist unser Problem, sondern die Realität. (Erwin Wurm)
Für das Kunstprojekt Bonn werden keinerlei Steuergelder in Anspruch genommen. Dies gilt auch für das fünfte Kunstwerk der Reihe. Die Produktionskosten sind vollständig durch privates Sponsoring der Mitglieder der Stiftung für Kunst und Kultur gedeckt.
Lesen Sie hierzu auch:
General-Anzeiger, 05.12.19 | Gastbeitrag von Walter Smerling im Bonner General-Anzeiger, 18./19.05.2019
Markus Lüpertz, Beethoven, 2014
Stadtgarten / Alter Zoll
1. Kunstprojekt Bonn
Ludwig van Beethoven ist in zahlreichen Portraits und Denkmälern verewigt worden, die sich seiner äußeren Gestalt annähern. Markus Lüpertz ist einen Sonderweg gegangen: Seine Beethoven-Skulptur bedient keine Denkmal-Erwartungen, sondern ist die plastische Projektion von Innerlichkeit, Geist und Genie. Eröffnungsredner Werner Müller hat sie als „Rache am Banalen“ bezeichnet – eine Charakterisierung, die Lüpertz‘ Kunst generell und seinen Auftritt als Salonlöwen gleichermaßen zutreffend beschreibt.
Jeder Künstler kämpft einen ständigen Kampf um den richtigen Weg, um die perfekte Form, um die ideale Note. Beethoven tat es. Markus Lüpertz tut es. Sein Beethoven ist kein Portrait im herkömmlichen Sinne, sondern vielmehr die ‚Beschreibung‘ eines Genies in seiner inneren Zerrissenheit. Die Skulptur besteht aus zwei Elementen, einer sitzenden Figur und einer Büste zu deren Füßen. Der Akt auf der Bank ist muskulös, es fehlen die Arme. Ein mächtiger Hals, monumentales Haupt, das Gesicht aufwärts in die Ferne gerichtet.
Markus Lüpertz, Beethoven, 2014
Stadtgarten / Alter Zoll
1. Kunstprojekt Bonn
Ludwig van Beethoven ist in zahlreichen Portraits und Denkmälern verewigt worden, die sich seiner äußeren Gestalt annähern. Markus Lüpertz ist einen Sonderweg gegangen: Seine Beethoven-Skulptur bedient keine Denkmal-Erwartungen, sondern ist die plastische Projektion von Innerlichkeit, Geist und Genie. Eröffnungsredner Werner Müller hat sie als „Rache am Banalen“ bezeichnet – eine Charakterisierung, die Lüpertz‘ Kunst generell und seinen Auftritt als Salonlöwen gleichermaßen zutreffend beschreibt.
Jeder Künstler kämpft einen ständigen Kampf um den richtigen Weg, um die perfekte Form, um die ideale Note. Beethoven tat es. Markus Lüpertz tut es. Sein Beethoven ist kein Portrait im herkömmlichen Sinne, sondern vielmehr die ‚Beschreibung‘ eines Genies in seiner inneren Zerrissenheit. Die Skulptur besteht aus zwei Elementen, einer sitzenden Figur und einer Büste zu deren Füßen. Der Akt auf der Bank ist muskulös, es fehlen die Arme. Ein mächtiger Hals, monumentales Haupt, das Gesicht aufwärts in die Ferne gerichtet.
Tony Cragg, Mean Average, 2014
Remigiusplatz / Innenstadt
2. Kunstprojekt Bonn
Die aus der Achse heraus verdrehten, organisch wirkenden Formen schrauben sich in die Höhe und verleihen der Skulptur etwas Wesenhaftes. Sie scheinen aus der Bronze ausbrechen zu wollen – die Möglichkeiten des Materials werden bis an ihre Grenzen geführt. Die Skulptur besitzt keine Hauptansichts-Seite: Beim Umrunden wandelt sich das Werk und offenbart immer neue Ansichten. Je nach Betrachter-Standpunkt lassen sich in der Skulptur auch menschliche Profile entdecken, die plötzlich auftauchen und beim Weitergehen wieder verschwinden.
Dem von Einzelhandel und Gastronomie geprägten, hochfrequentierten Remigiusplatz setzt Cragg die in sich ruhende Selbstverständlichkeit und Zweckfreiheit der Kunst entgegen. Unweigerlich fordert das monumentale Werk zur Auseinandersetzung heraus. „Die Künstler sind in besonderer Weise verantwortlich für die Ästhetik der Umwelt“, betont Tony Cragg. „Beinahe alles in unserer Umgebung ist in der formalen Erscheinung allenfalls mittelmäßig, dient ökonomischen Zwecken und ist überhaupt eine Konsequenz der Ökonomie. Die Bildhauerei kann hier eine besondere Rolle wahrnehmen. Sie kann neue, nie vorher gesehene Formen in die Welt bringen und damit auch neue Gedanken. Und so erfüllt sie auch eine politische Funktion.“
Bernar Venet, ARC ‘89, 2016
B9 / Museumsmeile (Trajektknoten Helmut-Schmidt-Platz)
3. Kunstprojekt Bonn
Wie ein riesiges Tor öffnen sich zwei Bogenreihen mit einer Gesamthöhe von 17 Metern, gefertigt aus 42 Tonnen rostrotem Cortenstahl. Mit dieser Arbeit hat Venet im Grunde eine Vielzahl von Skulpturen geschaffen: Je nach Blickwinkel und Neigung der 14 Bögen verändert sich sein Arc beim Umrunden so nachdrücklich, dass man glaubt, unterschiedliche Werke vor sich zu haben. Als weithin sichtbare Landmarke auf einer der lebhaftesten Bonner Verkehrsadern prägt „ARC ´89“ das Stadtbild nachhaltig.
Mit dem Standort im ehemaligen Regierungsviertel und der Bogen-Neigung von 89 Grad stellt Venet den Bezug zum Wende-Jahr 1989 her. Die einschneidenden Veränderungen, die der Fall der Mauer bewirkte, waren insbesondere für die Stadt Bonn gravierend. Der Künstler verbindet mit der Wende eine Herausforderung positiver Natur. Konnotationen wie Offenheit gegenüber Neuem, Einsatz von Fantasie und Kreativität oder das Zulassen unbekannter Blickwinkel überträgt er in sein Werk. Und auch die europäische Idee lebt in diesem Projekt, wenn ein französischer Künstler seine Skulptur von einer ungarischen Stahlbaufirma fertigen lässt und in der ehemaligen deutschen Hauptstadt installiert.
General-Anzeiger, 24.10.2019
Stephan Balkenhol, Hommage an August Macke, 2018
Hofgarten (Nähe Akademisches Kunstmuseum)
4. Kunstprojekt Bonn
Stephan Balkenhols „Hommage an August Macke“ besteht aus einem rund 4,5 m hohen, offen zugänglichen Pavillon mit gläsernem Dach, der sich am südöstlichen Ende des Hofgartens befindet und im Inneren eine überlebensgroße Bronzeskulptur birgt. Sie ist ein Prototyp aus dem Balkenhol‘schen Figuren-Universum: Ein altersloser Mann in schwarzer Hose und weißem Hemd, verharrend in absoluter Ruhe, ohne Andeutung von Handlung oder narrativen Attributen. Charakteristischerweise sind Balkenhols menschliche Gestalten neutral und offen, ihr Wesenskern bleibt im Verborgenen. Das gilt auch für den Protagonisten des Bonner Denkmals: An August Macke wird bei Balkenhol nicht über seine Physis erinnert, sondern über sein Werk. Und so ist der farbige Himmel das eigentliche Zentrum der Skulptur. Durch den Blick in diesen Himmel setzt sich die Figur in Beziehung zur Welt: hier steht August Macke, Maler, Suchender. Aber auch Stephan Balkenhol. Ein Künstler. Ein Mensch. Ein Jedermann. Dieser Macke ist Projektionsfläche für Assoziationen, kein Abbild.
Für das Kunstprojekt Bonn möchte die Stiftung bis 2030 jährlich eine/n renommierte/n Künstler/in einladen, ein Werk für den öffentlichen Stadtraum zu schaffen – Bonn als urbanes Museum. Realisiert und finanziert werden die Werke vollständig über privatwirtschaftliches Sponsoring, ohne städtische oder kommunale Gelder. Privates Engagement für öffentlich zugängliche Kunst.