2. KUNSTPROJEKT BONN
Tony Cragg – Mean Average
Tony Cragg – Mean Average
MEAN AVERAGE
Mit dem „Kunstprojekt Bonn“ will die Stiftung für Kunst und Kultur die qualitätsvolle Diskussion über Kunst im öffentlichen Raum weiterentwickeln. „Kunst im öffentlichen Raum ist uns ein besonderes Anliegen, denn es verlangt bewusste Wahrnehmung und Selbstreflexion des Publikums.“, erläutert Vorstandsmitglied Werner Müller und hebt mit den Worten Beethovens hervor: „Zweck der Kunstwelt wie der ganzen Schöpfung ist die Freiheit und das Weitergehen“. Dass die öffentliche Inszenierung von Kunst mit hochkarätigen Künstlern sozusagen nicht ohne Reibungsverluste ablaufen kann, versteht sich dabei von selbst.
Der international renommierte englische Bildhauer Tony Cragg hat eigens für Bonn eine Skulptur geschaffen. „Mean Average“, so der Titel des nahezu 6 m hohen Kunstwerkes, das von Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder zusammen mit Bonns Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch und dem Vorsitzenden der Stiftung für Kunst und Kultur, Walter Smerling, im Jahr 2014 auf dem Bonner Remigiusplatz enthüllt wurde.
Die aus der Achse heraus verdrehten, organisch wirkenden Formen schrauben sich in die Höhe und verleihen der Skulptur etwas Wesenhaftes. Sie scheinen aus der Bronze ausbrechen zu wollen – die Möglichkeiten des Materials werden bis an ihre Grenzen geführt. Die Skulptur besitzt keine Hauptansichts-Seite: Beim Umrunden wandelt sich das Werk und offenbart immer neue Ansichten. Je nach Betrachter-Standpunkt lassen sich in der Skulptur auch menschliche Profile entdecken, die plötzlich auftauchen und beim Weitergehen wieder verschwinden.
Dem von Einzelhandel und Gastronomie geprägten, hochfrequentierten Remigiusplatz setzt Cragg die in sich ruhende Selbstverständlichkeit und Zweckfreiheit der Kunst entgegen. Unweigerlich fordert das monumentale Werk zur Auseinandersetzung heraus. „Die Künstler sind in besonderer Weise verantwortlich für die Ästhetik der Umwelt“, betont Tony Cragg. „Beinahe alles in unserer Umgebung ist in der formalen Erscheinung allenfalls mittelmäßig, dient ökonomischen Zwecken und ist überhaupt eine Konsequenz der Ökonomie. Die Bildhauerei kann hier eine besondere Rolle wahrnehmen. Sie kann neue, nie vorher gesehene Formen in die Welt bringen und damit auch neue Gedanken. Und so erfüllt sie auch eine politische Funktion.“
Credits: Tony Cragg, Mean Average, 2014 © VG Bild-Kunst, Bonn 2014, Foto: Stiftung für Kunst und Kultur e.V. / Daniel Biskup