3. KUNSTPROJEKT BONN
Bernar Venet – ARC ’89
Bernar Venet – ARC ’89
ARC ’89
„An diesem Kunstwerk kommt man nicht vorbei“, sagte Eröffnungsredner Heiko Maas. Die Kontroversen, die ein solches Werk im öffentlichen Raum mit sich bringe, seien das erste Ziel der Kunst. „Alle werden sich eine Meinung bilden. Und das ist etwas, was wir auch im übertragenen Sinne in diesen Zeiten sehr gut brauchen können.“
Wie ein riesiges Tor öffnen sich zwei Bogenreihen mit einer Gesamthöhe von 17 Metern, gefertigt aus 42 Tonnen rostrotem Cortenstahl. Mit dieser Arbeit hat Venet im Grunde eine Vielzahl von Skulpturen geschaffen: Je nach Blickwinkel und Neigung der 14 Bögen verändert sich sein Arc beim Umrunden so nachdrücklich, dass man glaubt, unterschiedliche Werke vor sich zu haben. Als weithin sichtbare Landmarke auf einer der lebhaftesten Bonner Verkehrsadern prägt „ARC ´89“ das Stadtbild nachhaltig.
Mit dem Standort im ehemaligen Regierungsviertel und der Bogen-Neigung von 89 Grad stellt Venet den Bezug zum Wende-Jahr 1989 her. Die einschneidenden Veränderungen, die der Fall der Mauer bewirkte, waren insbesondere für die Stadt Bonn gravierend. Der Künstler verbindet mit der Wende eine Herausforderung positiver Natur. Konnotationen wie Offenheit gegenüber Neuem, Einsatz von Fantasie und Kreativität oder das Zulassen unbekannter Blickwinkel überträgt er in sein Werk. Und auch die europäische Idee lebt in diesem Projekt, wenn ein französischer Künstler seine Skulptur von einer ungarischen Stahlbaufirma fertigen lässt und in der ehemaligen deutschen Hauptstadt installiert.
„Es ist wirklich eine große Freude und eine besondere Ehre meine beiden Bogen-Reihen auf dem Trajektkreisel zu sehen“, so Bernar Venet. „Wenn man sie aus der Bewegung im Kreisverkehr heraus anschaut, scheinen sie zu tanzen – ein Tanz zur Feier des Jahres 1989 und des historischen Moments, der zur Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten geführt hat. „ARC ´89“ ist eines meiner wichtigsten Projekte überhaupt, und der Trajektkreisel ist ein ganz außerordentlicher Ort dafür.“
„Exakt für diesen Ort“, erläutert der Stiftungsvorsitzende Walter Smerling, „ist ARC ´89“ konzipiert und geschaffen worden, und das sieht man: Trotz der hektischen Umgebung strahlt die Skulptur eine große Kraft und Selbstverständlichkeit aus. Bernar Venet schafft Raum, wo vorher ein rein funktionaler Nicht-Ort war. Sie ist mehr als eine Skulptur, sie ist ein Statement auf die Frage, wie wir mit dem öffentlichen Raum umgehen, in welcher Stadt wir leben wollen. Eine solche Diskussion wünschen wir uns, denn sie bringt die Gesellschaft voran.“
Credits: Bernar Venet, ARC ’89, 2016 © VG Bild-Kunst, Bonn 2016, Foto: Stiftung für Kunst und Kultur e.V. / Daniel Biskup