Konstantinopel oder Die versteckte Sinnlichkeit | Die Bilderwelt von Sean Scully
19. Februar bis 3. Mai 2009
MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst
Scully verbindet in seiner Malerei europäische und amerikanische Bildtraditionen. Seine abstrakten Gemälde haben einen strengen Bildaufbau, sind rasterartig unterteilt durch Streifen, Balken und Felder aus Farbe, die kontrastieren, sich durchdringen oder überschneiden. Zugleich zieht die haptische Qualität seiner Bilder den Betrachter in ihren Bann: Eine versteckte Sinnlichkeit lässt eine reiche Bilderwelt durchscheinen, derer man nicht habhaft werden kann, die aber immer präsent ist und neugierig macht. Scully gelingt es so, Gefühle, Stimmungen, Assoziationen und ‚Bilder‘ in abstrakte Kompositionen zu bannen. Titel wie „Darkness and Heat“, „Happy Days“, „Königin der Nacht“ oder „Mirror Silver“ unterstreichen den erzählerischen Moment. „Das Erahnen der realen Welt, der Gegenstände, der unzähligen Geschichten hinter, unter, zwischen der geometrischen Form des Rechtecks – das ist es, was die große Kraft der Bilder von Sean Scully ausmacht“, ist Susanne Kleine, die Kuratorin der Ausstellung, überzeugt.
In diesem Kontext steht auch der Ausstellungstitel „Konstantinopel oder Die versteckte Sinnlichkeit“, ein spielerisch gefundener Titel, der – wie Scullys Werke – Eindrücke einfangen und Assoziationen hervorrufen will.
Der Künstler hinterfragt die Voraussetzungen der Abstraktion, indem er den Eigenwert der künstlerischen Mittel – die Ästhetik der reinen Form, der reinen Fläche, der reinen Farbe – betont und in das Zentrum seiner Arbeit stellt. Sean Scully selbst sagt im Katalog-Interview der Ausstellung, dass seine Bilder von Beziehungen erzählen, „wie Körper zusammenkommen, wie sie sich berühren, sich trennen. Wie sie zusammenleben, in Harmonie oder in Disharmonie. Der Charakter dieser Körper verändert sich ständig in meiner Arbeit, abhängig von der Farbe, von der Opazität und Transparenz der Oberfläche. Das alles verleiht ihnen ihre Eigenart, ihr Wesen. Der Rand definiert die Beziehung zum benachbarten Körper, er setzt sie in einen Kontext. Meine Bilder wollen Geschichten erzählen, die ein abstraktes Gegenstück zu dem Auf und Ab menschlicher Beziehungen sind. Sie wollen erzählen, wie es möglich ist, sich als Mensch in diesem Geflecht zu entwickeln.“