1. KUNSTPROJEKT BONN
Markus Lüpertz – Beethoven
Markus Lüpertz – Beethoven
BEETHOVEN
Kunst im öffentlichen Raum als Impulsgeber
Mit einer monumentalen „Beethoven“-Skulptur von Markus Lüpertz ist das „Kunstprojekt Bonn“ gestartet. Seine eigens für den Bonner Stadtgarten geschaffene Bronze wurde am 30. März 2014 von Jürgen Nimptsch (Oberbürgermeister der Stadt Bonn a.D.), Jürgen Flimm (ehem. Intendanten der Deutschen Staatsoper Berlin) und Werner Müller (Bundeswirtschaftsminister a.D.) enthüllt.
Ludwig van Beethoven ist in zahlreichen Portraits und Denkmälern verewigt worden, die sich – mehr oder minder geglückt – seiner äußeren Gestalt annähern. Markus Lüpertz ist einen Sonderweg gegangen: Seine Beethoven-Skulptur bedient keine Denkmal-Erwartungen, sondern ist die plastische Projektion von Innerlichkeit, Geist und Genie. Eröffnungsredner Werner Müller hat sie als „Rache am Banalen“ bezeichnet – eine Charakterisierung, die Lüpertz‘ Kunst generell und seinen Auftritt als Salonlöwen gleichermaßen zutreffend beschreibt.
Jeder Künstler kämpft einen ständigen Kampf um den richtigen Weg, um die perfekte Form, um die ideale Note. Beethoven tat es. Markus Lüpertz tut es. Sein Beethoven ist kein Portrait im herkömmlichen Sinne, sondern vielmehr die ‚Beschreibung‘ eines Genies in seiner inneren Zerrissenheit. Die Skulptur besteht aus zwei Elementen, einer sitzenden Figur und einer Büste zu deren Füßen. Der Akt auf der Bank ist muskulös, es fehlen die Arme. Ein mächtiger Hals, monumentales Haupt, das Gesicht aufwärts in die Ferne gerichtet.
Ob der Komponist wirklich schaut oder mit geschlossenen Augen einem inneren Klang lauscht ist nicht auszumachen, ist aber auch unerheblich: Dieser Mensch empfängt ganz offensichtlich Inspiration. Abgekämpft, buchstäblich abgeschlagen liegt der zweite Kopf auf dem Boden, mit dem charakteristischen Schopf des Komponisten. Dieser Beethoven ist kein Heros, sondern ein nachdenkliches, melancholisches, ja leidendes Wesen – ein Beethoven in Moll. Lüpertz bringt hier das Wesen der Kunst zum Ausdruck: Der ewige Widerstreit des empfindsamen, schöpferischen Geistes mit dem existentiell zweifelnden, suchenden Genie.
„Beethovens dramatische Lebensumstände“, erläutert Lüpertz, „sein Genie, seine Verletzlichkeit verlangen eine dramatische Interpretation dieses Giganten. Ich habe einen Versuch gestartet, Beethoven mit einem intensiven Kunstwerk gerecht zu werden.“
Credits: Markus Lüpertz, Beethoven, 2014, © VG Bild-Kunst, Bonn 2014, Foto: Stiftung für Kunst und Kultur e.V. / Daniel Biskup