RICARD CHIANG | Der Baum und der Schatten / El árbol y la sombra
Der mallorquinisch-chinesische Künstler Ricard Chiang (*1966) ist von zwei höchst unterschiedlichen Kulturen geprägt. Im Zentrum seiner Kunst steht die Landschaft und die zentrale Frage nach dem Verhältnis von Kunst und Natur, die Künstler von jeher bewegt. Die Stiftung für Kunst und Kultur e.V. präsentiert im Kunstraum Villa Friede Chiangs neueste Arbeiten.
Ricard Chiang schafft seine Werke als Autodidakt, der „ohne Bindung an Gelerntes völlig aus sich selbst heraus arbeitet“, so Kurator Dieter Ronte. Dabei nähert er sich seinen Themen auf unterschiedlichste Weise. Während er in der Gemälde-Serie „Nieblas“ in fotorealistischer Manier die Welt verschleiert, schafft er mit den Serien „Raíces“ oder „Arañas“ Objekte und Objektkästen aus durchsichtigem Harz, in denen die Natur in Form von Fundstücken wie Ästen, Wurzeln oder Spinnennetzen eingeschlossen ist. Der Künstler bildet die Natur hier nicht nach, sondern lässt sie selbst zur Darstellerin werden, im Sinne einer „weltlichen Reliquie“, erläutert Dieter Ronte. „Jedes Fundstück hat eine eigene Biografie. Die Gegenstände leben in der Eingeschlossenheit weiter. Sie überleben ihren Wegwerfcharakter. Sie sind, obwohl Abfall der Natur, nicht gestorben.“ Einen Schritt weiter geht Chiang, wenn er bei seinen Objekten die Konturen der eingeschlossenen Wurzeln malerisch verstärkt und damit der Kunst gewissermaßen das letzte Wort überlässt. Indem er traditionelle chinesische Malerei zitiert und zugleich verfremdet, überführt Chiang das Genre der Landschaftsdarstellung in die Aktualität.
Credits: Ricard Chiang, Bonn 2015, © Stiftung für Kunst und Kultur e.V., Foto: Benedikt Frings-Ness